Es gibt verschieden Arten der Lactoseintoleranz. Sie wird autosomal rezessiv vererbt, weshalb die „angeborene/vererbte“ Lactoseintoleranz sehr selten vorkommt. Eine weitere Art der Lactoseintoleranz ist die „primäre“ Lactosintoleranz. Dabei geht die Lactaseproduktion im Laufe des Lebens zurück. Japaner und Chinesen zum Beispiel verlieren ca. 90% der Lactase-Aktivität innerhalb von drei Jahren nach der Muttermilchentwöhnung. Bei Nord-Europäern kann sich die Reduktion bis in die Adoleszenz hineinziehen. Die letzte Art ist die „sekundäre“ Lactoseintoleranz. Diese kann durch größere Operationen im Magen-Darm-Trakt, Autoimmunerkrankungen oder schwere Verläufe einer Magen-Darm-Grippe auftreten. Diese Art von Lactoseintoleranz ist meistens reversibel.

Aber wie viele Menschen sind eigentlich von einer Lactoseintoleranz betroffen?

Aber warum gibt es eigentlich Menschen, die lactoseintolerant sind und wie kommt es dazu?

Das Lactase Gen liegt auf dem 2. Chromosom und die dazugehörige Nukleotidsequenz ist bei allen Menschen gleich. Besonders wichtig ist das Gen bzw. das Enzym Lactase für Säuglinge, da sie über die Muttermilch Lactose aufnehmen und als Energiequelle verstoffwechseln müssen. Diese Fähigkeit, Lactose abzubauen geht im Laufe des Lebens verloren, da sie ursprünglich nicht gebraucht wurde. Der Körper hat Mechanismen welche die Bildung des Enzyms verhindern. Grund dafür ist, dass der Körper keine Energie verschwendet indem er „unnötige“ Enzyme herstellt.

Jedoch gibt es bei Europäern eine Mutation vor dem Gen, welches für die Lactase codiert, an der Position -13.190. An dieser Stelle wurde durch eine Punktmutation ein Thymin anstelle eines Cytosins eingebaut.

Durch diese kleine Änderung kann ein Regulationsprotein binden. Dieses hat zur Folge, dass die Bildung von Lactase begünstigt wird und somit weiterhin stattfindet. Durch die vorhandene Lactase kann die Lactose also weiterhin gespalten werden.

Lactase wird gebildet, da die Muation vorliegt

Dieses gilt insbesondere, wenn die Mutation auf beiden 2. Chromosomen vorliegt, der Mensch ist also homozygot (T/T) in diesem Merkmal. Sollte nur auf einem der Chromosomen die Mutation vorliegen, d.h. die Peron also heterozygot (T/C) in diesem Merkmal ist, kann die Fähigkeit, Lactose abzubauen im Laufe der Zeit weniger werden.

Personen, die die Mutation nicht aufweisen, d.h. jeweils an der Position -13.190 ein Cytosin aufweisen (C/C) sind lactoseintolerant. Es wurde bewusst nur von Europäern gesprochen, da andere Bevölkerungsgruppen andere Mutationen aufweisen.

„Normales“ Lactasegen ohne Mutation
Verbreitung der Lactoseintoleranz. Je dunkler der Bereich ist, desto mehr Menschen sind lactoseintolerant.

Aber warum tritt die Lactoseintoleranz so häufig auf, wenn diese nur bei Personen auftritt, welche den Genotyp C/C aufweisen oder heterozygot (T/C) betroffen sind?

Die Milchverträglichkeit hatte früher viele Vorteile. So lieferte die Milch neben den Kohlenhydraten auch Wasser, Calcium, Fette und Proteine. Durch die Mutation konnten, auch in Zeiten mit Nahrungsknappheit, Kleinkinder angemessen ernährt werden. Zudem kann die Verfügbarkeit von Flüssigkeit in Trockengebieten wichtig sein. Dadurch hat sich die Kindersterblichkeit gesenkt und durch den Selektionsdruck hat sich die Mutation in der Bevölkerung schnell verbreitet. Dadurch gab es insgesamt eine höhere Nachfrage nach Milch, wodurch auch die Milchwirtschaft und Viehzucht zugenommen hat. Es kann hier von einer Koevolution zwischen Genetik und Kultur gesprochen werden.

Da es jetzt sehr viel Input auf einmal war, gibt es nochmal ein kleines Quiz, indem ihr selber überprüfen könnt, ob ihr die Inhalte verstanden habt.

Aber was für Möglichkeiten gibt es eigentlich, wenn jemand unter einer Lactoseintoleranz leidet? Eine Möglichkeit wäre es auf alle Produkte, die Lactose beinhalten, komplett zu verzichten. Diese wäre allerdings sehr mühselig und mit viel Aufwand verbunden und meistens gar nicht möglich. Alternativ gibt es Lactase Tabletten, welche frei verkäuflich sind und den Enzymmangel des Körpers ausgleichen. Diese Tabletten gibt es von 1000 bis 1600 FCC – Units (Food Chemical Codex), wobei das Credo gilt „So wenig wie möglich, aber so viel wie nötig“.